
Die Lehrerin und Politikerin Marianne Schmid-Thurnherr war seit 1958 in Riehen wohnhaft. Sie engagierte sich gegen das geplante Atomkraftwerk in Kaiseraugst, in der Frauen- und in der Friedensbewegung. Als Vertreterin der Grünen Partei gehörte sie von 1988 bis 2001 dem Grossen Rat und von 1994 bis 2003 dem Einwohnerrat in Riehen an.
Tochter des Albert Thurnherr (Arzt; 1903–1977) und der Susanna Maria, geborene Bernoulli (1911–1993). Heirat 1957 mit Markus Bernhard Schmid (Mittelschullehrer; 1926–2003). Zwei Töchter und ein Sohn.
Marianne Thurnherr kam am 10. Juni 1934 in Basel zur Welt und wuchs als älteste Tochter mit fünf jüngeren Geschwistern in einer bürgerlich-katholischen Familie auf.
Sie besuchte bis zur Matur 1953 das Gymnasium im Internat der Klosterschule Ingenbohl im Kanton Schwyz. Das anschliessende Studium in den Fächern Geschichte, Deutsch und Französisch an der Universität Basel schloss sie mit dem Mittelschullehrerinnen-Examen ab. Danach unterrichtete sie kurze Zeit an der Realschule Münchenstein.
1957 heiratete Marianne Thurnherr in Binningen ihren Berufskollegen Markus Schmid. Danach war ihr die Lehrtätigkeit aufgrund einer von 1922 bis 1965 geltenden Bestimmung des kantonalen Schulgesetzes verwehrt.
Zwischen 1958 und 1961 kamen ihre drei Kinder zur Welt. In dieser Zeit widmete sie sich ganz der Familie, die seit 1958 am Grenzacherweg 109 in Riehen wohnte.
Der Bericht des Club of Rome zur Umwelt (1972), die gewaltfreie Bewegung gegen das Atomkraftwerk Kaiseraugst (1975) und die Aufrüstung in den 1970er-Jahren veranlassten das Paar Schmid-Thurnherr, sich gemeinsam gegen Umweltzerstörung, militärischen und wirtschaftlichen Machtmissbrauch einzusetzen.
Als die Kinder selbstständig wurden, übernahm Marianne Schmid-Thurnherr eine Teilzeitstelle im Burgschulhaus, wo sie zehn Jahre lang unterrichtete. Sie wurde dabei konfrontiert mit Problemen alleinerziehender Eltern und setzte sich vertieft mit dem Rollenverständnis von Frauen in der Gesellschaft auseinander. Ab Mitte der 1970er-Jahre engagierte sie sich zuerst im Vorstand und dann auch als Co-Präsidentin in der Vereinigung für Frauenrechte Basel (VFR).
1980 gehörte Marianne Schmid-Thurnherr zu den Mitbegründerinnen des Vereins ‹Frauen für den Frieden›, der das Ziel verfolgte, durch Bewusstseinsbildung Gewalt auf allen Ebenen zu hinterfragen und Massnahmen zu deren Überwindung zu initiieren. Sie betreute das Sekretariat und war persönlich intensiv an zahlreichen Aktivitäten beteiligt.
Ab den späten 1980er-Jahren sah Marianne Schmid-Thurnher ihren Schwerpunkt in der parlamentarischen Politik. Sie schloss sich der Gruppierung ‹Grüne und Alternative Basel› an und wurde 1988 für diese in den Grossen Rat gewählt.
Damals gab es verschiedene politische Gruppierungen, die unter der Bezeichnung ‹Grüne› auftraten. Marianne Schmid-Thurnherr trug vermittelnd zu deren Fusion bei, was 1991 zur Gründung der Grünen Partei Basel-Stadt führte. Sie übernahm in Basel für die ersten zwei Jahre das Präsidium und gehörte auch dem Vorstand der Grünen Partei Schweiz an. Ab 1992 präsidierte sie im Grossen Rat die Fraktion Grüne Partei/Landesring und vertrat diese in der Finanzkommission. Bis 2001 setzte sie sich im Grossen Rat für soziale Gerechtigkeit, Umweltfragen, Gleichstellung und Frieden ein.
In ihrer Wohngemeinde Riehen vertrat sie die Grüne Partei von 1994 bis 2003 im Einwohnerrat, nachdem sie 1990 auf der Liste ‹Grüne Mitte / Grüne Partei Riehen› noch knapp nicht gewählt worden war. 1994 kandidierte sie auch für die Grüne Parteil erfolglos für den Gemeinderat,
Nach dem Rückzug aus der aktiven Politik standen für Marianne Schmid-Thurnherr die Familie, die sieben Enkel, ihr Haus und der Garten im Vordergrund. Sie starb im Herbst 2021 nach langer Krankheit im Pflegeheim und wurde auf dem Friedhof am Hörnli begraben.
Autorin / Autor: Caroline Schachenmann | Zuletzt aktualisiert am 18.11.2025
Gewalt durch Vorurteile und Feindbilder. In: Unsere tägliche Gewalt. Oft nicht erkannte Formen von Repression in unserer Gesellschaft. Hg. von den Frauen für den Frieden Basel. Basel 1983.
Friedliche Frauen – mächtige Frauen? Auswertung des Symposiums «Aufbruch der Frauen», Basel 1987. Basel 1989 (gemeinsam mit Stella Jegher und Verena Messerli-Rohrbach von der Arbeitsgruppe Frauenfriedensforschung)
Friedfertig und widerständig: Frauen für den Frieden. Frauenfeld 2006. S. 37, 55.
100 Jahre Frauen in Bewegung. Festschrift. Hg.: Frauenrechte beider Basel. Basel 2016. S. 16, 25.
Müller-Vonder Mühll, Johanna: Marianne Schmid-Thurnherr – eine Friedensfrau. In: Rengel, Katharina (Hg.): Hoffen heisst Handeln. Friedensarbeit in der Schweiz seit 1945. Zürich 1995. S. 155–162.