Meierhof

Kirchstrasse 20/20a

Mitten im Dorfzentrum liegt direkt hinter der Kirche eines der vermutlich ältesten Wohnhäuser der Region, der Meierhof. Der Gebäudekomplex hat seinen Ursprung im 12. Jahrhundert und befand sich innerhalb des befestigten Kirchhofs. Einst gehörten neben dem Wohnhaus auch Ställe, ein Schopf und eine ‹Zehntenscheune› dazu. Seit der Renovation 1973/74 dient das denkmalgeschützte Gebäude als Wohnhaus, die späteren Anbauten nutzt die Evangelisch-reformierte Kirche Riehen als Gemeindezentrum.

Geschichte

Die Entstehungsgeschichte der mehrteiligen Gebäudeanlage im Dorfzentrum geht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Damals diente der Meierhof vermutlich als Herrenhaus und landwirtschaftlicher Verwaltungssitz. 1238 veräusserten ihn die Brüder Rudolf und Burchard von Üsenberg an das Kloster Wettingen, das ihn infolge einer finanziellen Notlage bereits 1267 verpfänden und die Grundherrschaft 1270 an den Basler Bischof abtreten musste. Danach bewirtschaftete und bewohnte der jeweils für die Verwaltung der Gebäudeanlage zuständige Meier den Hof. 1522 ging der Meierhof an die Stadt Basel über.

Von 1655 bis 1813 befand sich der Meierhof im Besitz der Familie Wenk, die bis 1798 auch den Untervogt in Riehen stellte. Mit dem Besitz des Meierhofs waren bestimmte Rechte (Einkünfte, Schäferei) und Pflichten (Haltung von Zuchtstieren und -ebern) verbunden.

Nach mehreren Besitzerwechseln gelangte 1894 der Meierhof in den Besitz von Heinrich Tanner-Karlin, dessen Nachkommen ihn 1968 an die Evangelisch-reformierte Kirche verkauften. Bund, Kanton und Gemeinde subventionierten 1973/74 eine umfassende Renovation des denkmalgeschützten Gebäudes, bei der die romanische Grundstruktur des Wohnhauses erhalten werden konnte und die angrenzenden Zubauten zum neuen Kirchgemeindezentrum umgestaltet wurden.

Architektonische Merkmale

In der Mitte des nordwestlich hinter der Kirche liegenden Gebäudekomplexes ist das dreigeschossige Wohnhaus situiert, dessen Giebel 10 Meter in die Höhe ragt. Die Hauptfront ist zur Kirche orientiert. Die Eingangstür befindet sich an der nordöstlichen, dem Erlensträsschen zugewandten Giebelseite, während an der südwestlichen Hausfassade ein fünfeckiger Zubau, die ehemalige Scheune, anschliesst. Von der Kirchstrasse her tangierte ein Schopf die Nordwestseite der Scheune und an die Südostseite stiessen weitere Stallungen an. Darin sind heute die Räumlichkeiten der Kindertagesstätte und der Jungschar Riehen untergebracht. Der Hauptbau ist im Kern romanisch: Im Erdgeschoss sind Schlitzöffnungen in das Mauergeviert eingelassen und im ersten Stock zieren Rundbogenfenster die Fassade. Ecksteine markieren die seitlichen Abschlüsse der Fassaden, deren Mauerwerk sich in die Mitte des 12. Jahrhunderts datieren lässt. Bei einem tiefgreifenden Umbau um 1524 erhielt das Gebäude das heutige Volumen. Die Keller datieren von 1663 und 1691 aus der Zeit der privaten Nutzung.

Autorin / Autor: Luzia Knobel | Zuletzt aktualisiert am 12.9.2023

Fakten

Meierhof
Kirchstrasse 20/20a, Kirchplatz 5/7
Mitte 12. Jahrhundert, 1524
Unter Denkmalschutz

Artikel

Jahrbuch Riehen

Archive

Dokumentationsstelle Riehen

Schulwesen, Bildung, Kultur, Freizeit, Sport: Meierhof, 1955–1975: RIE A.1 370.2.1.

Staatsarchiv Basel-Stadt

Klöster (1156–1958): Meierhof zu Riehen, 1377–1415: Klöster W 3.4.

Literatur

Jahrbuch z’Rieche

Gasser, Helmi: Das romanische Haus von Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1975. S. 10–28.

Thommen, Peter: Die Kirchenburg von Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1988. S. 157–171.

Weitere Literatur

Boerlin, Paul-Henry: Der Meierhof in Riehen. Basel 1958.

Denkmalpflege Basel-Stadt: Greder, Christine: Dokumentation Recherche zu Riehener Meierhof. 1973/74.

Maurer, François: Baugeschichte. In: Bruckner, Albert et al.: Riehen – Geschichte eines Dorfes. Riehen 1972. S. 215–266, hier S. 218.

.Nagel, Anne und Klaus Spechtenhauser: Riehen. Kanton Basel-Stadt. Hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Bern 2014. S. 18.

Raith, Michael: Gemeindekunde Riehen. 2. überarbeitete und aktualisierte Aufl. Riehen 1988. S. 140.

Reinhardt, Ursula: Riehen. Hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Basel 1978. S. 8.

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