Im Zuge der Erschliessung des Rheins für moderne grosse Motorschiffe wurden von 1919 bis 1928 Pläne für eine rechtsrheinische Hafenanlage erarbeitet, die teilweise auf dem Gebiet der Gemeinde Riehen zu liegen gekommen wäre.
Die Erschliessung des Rheins als Wasserstrasse von Basel bis zur Nordsee und die damit verbundene Errichtung der Hafenanlagen in Basel und in Kleinhüningen sind entscheidende Kapitel der schweizerischen Wirtschaftsgeschichte.
Zwischen 1906 und 1922 entstanden die ersten Hafenanlagen: 1906 wurde eine erste Umschlagsanlage am Elsässerrheinweg erstellt, 1907 entstand die Hafenanlage am St.-Johann-Quai und zwischen 1919 und 1922 wurde die Hafenanlage Kleinhüningen mit dem Hafenbecken I gebaut.
Ein 1924 vom Ingenieur Oskar Bosshardt im Auftrag des Baudepartements Basel-Stadt ausgearbeiteter Entwurf, der einen von Bosshardt bereits 1919 vorgelegten Situationsplan erweiterte, sah eine ausgedehnte Hafenanlage in Birsfelden auf dem Gebiet des Sternenfelds und auf rechtsrheinischem Gebiet ein langgezogenes Hafenbecken zwischen dem Rankhof und dem Hörnli (Bäumlihofhafen) vor. Beide Projekte setzten den Bau des Birsfelder Kraftwerkes mit entsprechender Staustufe voraus.
Das Hafenbecken am Bäumlihof sollte 65 × 1100 Meter messen. Sein Wasserspiegel wäre etwa 5 Meter höher gelegen als der aufgestaute Rhein; das Hafenbecken wäre also nur über eine Schleuse erreichbar gewesen. Beidseits des Hafenbeckens war Gelände für Industrie- und Güterumschlagbetriebe vorgesehen.
Der Grosse Rat genehmigte 1925 die zonenrechtlichen Voraussetzungen und die Strassenlinien im Gebiet des projektierten Hafens. Der beigezogene Experte plädierte für einen Handelshafen mit dem Hinweis, dass Basel wohl für alle Zeiten Endpunkt der Rheinschifffahrt sein werde und daher in Basel die gesamte, auf dem Wasserweg anlangende Gütermenge für die Schweiz umgeschlagen werden müsse. Ein Handelshafen bringe bedeutend weniger Umtriebe und habe im Vergleich mit einem Industriehafen weit weniger negative Auswirkungen auf die nahen Wohngebiete.
Die Riehener Gemeindebehörden wurden in dieser Angelegenheit nicht konsultiert, obwohl ein Teil des Hafens auf Riehener Gemeindegebiet gelegen wäre. Im ‹Anzeigen- und Verkehrsblatt Riehen› vom 6. Februar 1925 wurden jedoch die Pläne sehr begrüsst: «Wir haben dieser Tage die Zusicherung bekommen, dass der östliche Teil des grossen Bäumlihofhabens auf unser Gebiet zu liegen kommt. Also doch Riehen-les-Bains!». Als Gegnerin der Hafenidee erwies sich hingegen die Generaldirektion der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), die befürchtete, dass vor allem die deutsche Reichsbahn von den Bahnfrachteinnahmen profitieren würde.
Trotz vorhandener planungsrechtlicher Voraussetzungen wurden 1928 die Pläne für einen Bäumlihofhafen zugunsten eines Ausbaus der bestehenden Hafenanlagen in Klybeck-Kleinhüningen aufgegeben. Immerhin waren längs der Bahnstrecken in Richtung Wiesental und Rheintal gewisse Vorleistungen erbracht worden. Dazu gehören der ‹Dammtunnel›, der noch heute eine Velo- und Fussgängerverbindung zwischen der Riehener Gotenstrasse und dem Rheinacker gewährleistet. Der ‹Tunnel› zwischen den Rankhof-Sportanlagen und der Hirzbrunnen-Promenade ist ein vorsorglicher Kunstbau für einen Kanalzubringer zum Bäumlihofhafen. Er ist nie genutzt worden.
Die dem Bäumlihofhafen zugedachte Funktion wird heute durch das von 1936 bis 1939 erstellte Hafenbecken II in Kleinhüningen erfüllt.
Autorin / Autor: Gaspare Foderà | Zuletzt aktualisiert am 24.2.2023
RIE A.1 601.1 / a.04: Dossier Industriehafen Bäumlihof 1919–1927
Schiffahrt M VI 49: Bäumlihofhafen, 1924–1928
Kaufmann, Gerhard: Nicht ausgeführte Riehener Bauprojekte. In: Jahrbuch z’Rieche 1983. S. 35–56, hier S. 42–47.
Detterer, Gabriele: Infrastruktur auf der grünen Wiese. Der Industriehafen beim Bäumlihof. In: Basel ungebaut. Basel 2022. S. 147–153.