Eingemeindung

Zuerst wollte es der Riehener Gemeinderat, später machte sich die Kommunistische Partei Basel-Stadt dafür stark, heute ist das Thema vom Tisch: die Eingemeindung Riehens in die Stadt Basel.

Zwischen 1885 und dem Ersten Weltkrieg stellte der Gemeinderat von Riehen gleich dreimal beim Kanton einen Antrag auf Eingemeindung. Riehen sah sich, seit der Teilung des Kantons Basel in zwei Halbkantone im Jahr 1833 zum Stadtkanton gehörend, zunehmend überfordert mit den wachsenden Aufgaben, namentlich im Schulwesen und mit dem Bau einer Kanalisation. Im Gegensatz zu Kleinhüningen, das 1908 eingemeindet wurde, verliefen die vor allem von Heinrich Weissenberger und beim dritten Anlauf von August Strub betriebenen Riehener Anschlussbemühungen aber im Sand.

In den 1920er-Jahren störte sich die Kommunistische Partei (KP) Basel an Riehens Gemeindepräsidenten Otto Wenk, der Riehen zu einem «Naturschutzpark für die Dickbäuchigen und Bessergewandeten» mache. Sie reichte Ende 1926 im Grossen Rat einen Anzug ein, der die völlige Eingemeindung Riehens forderte. Das Kantonsparlament lehnte aber 1927 einen gleichzeitigen Anzug des in Riehen wohnhaften Ständerats Eugen Wullschleger, der nur eine Geschäftsübergabe verlangte, relativ knapp ab. Darauf lancierte die KP eine kantonale Eingemeindungsinitiative, die 1928 vom Volk nur knapp verworfen wurde.

Mit der sich bessernden finanziellen Lage, der Gründung der auf Selbstständigkeit pochenden Bürgerkorporation im Jahr 1946, der Forderung nach mehr Gemeindeautonomie ab den 1960er-Jahren sowie der Arbeit der Autonomiekommission ab den 1970er-Jahren gewann die Gemeinde Riehen an Selbstständigkeit und übernahm Verwaltungsaufgaben, die sie im späten 19. Jahrhundert an den Kanton abgetreten hatte, etwa 2009 die Verantwortung über die Primarschulen.

Autorin / Autor: Nils Widmer | Zuletzt aktualisiert am 30.6.2024

Artikel

Jahrbuch z’Rieche

Literatur

Jahrbuch z’Rieche

Raith, Michael: 50 Jahre Bürgerkorporation 1946–1996. In: Jahrbuch z’Rieche 1996. S. 154–163.

Raith, Michael: Zweihundert Jahre gelebte Demokratie. In: Jahrbuch z’Rieche 1999. S. 4–37.

 

Weitere Literatur

Kaufmann, Gerhard: Vom Auslaufmodell zur Modellgemeinde. Riehen – Landgemeinde in einem Stadtkanton. In: Hess, Stefan (Hg.): Basel und Riehen. Eine gemeinsame Geschichte. Basel 2021. S. 193–224, hier S. 195.

Koellreuter, Isabel et al.: Herrschaft und Gemeinschaft. In: Schnyder, Arlette et al.: Riehen – ein Portrait. Basel 2010. S. 40–71, hier S. 55f.

Vögelin, Hans Adolf: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart (1798–1970). In: Bruckner, Albert et al.: Riehen – Geschichte eines Dorfes. Riehen 1972. S. 319–410, hier S. 341–351.

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