Ab dem Mittelalter schritt man vor Auffahrt mit Reliquien die Grenzen des eigenen Banns ab und bat so um die Fruchtbarkeit des Bodens. Auch in Riehen sind solche Bannumgänge in Form von Bannritten, ohne Reliquien, spätestens ab dem 17. Jahrhundert belegt. Nach den Revolutionswirren von 1798 wurden diese Umgänge von der Regierung der Helvetischen Republik verboten.

Erst 1946 initiierte die Bürgerkorporation Riehen erstmals wieder einen Bannumgang, bei dem die Gemeindegrenzen abgeschritten wurden. Der Bannumgang findet seither jeweils am ersten Sonntag im Mai statt. Der gesellschaftliche Aspekt spielt bei der jährlichen Zusammenkunft eine zentrale Rolle. Der Anlass blieb lange eine Männerangelegenheit: Es durften nur Riehener Bürger teilnehmen. Zwar begleitete 1952 eine Frau die Gruppe, 1967 wurde ferner darüber diskutiert, den Bannumgang für Frauen, Kinder sowie Behörden und Presse zu öffnen, aber die Männer entschieden sich dagegen. 1972 wurden anlässlich des 450-Jahr-Jubiläums der Zugehörigkeit Riehens zu Basel alle Riehener Einwohner samt deren Familien eingeladen. Der Einladung zu diesem normalerweise exklusiven Anlass folgten rund 300 Männer und Frauen. Überliefert ist ferner eine Fotografie von 1974, auf welcher Getrud Späth-Schweizer, die erste Riehener Bürgerrätin, am Bannumgang beim Tanzen zu sehen ist. Ab den 1980er-Jahren wurde der Bannumgang langsam geöffnet: zuerst für die Frauen und Familien der Riehener Bürger. Seit 2003 sind alle Einwohnerinnen und Einwohner Riehens am Bannumgang willkommen. 2020 und 2021 konnte der Bannumgang infolge der Corona-Pandemie nicht stattfinden.

Autorin / Autor: Nils Widmer | Zuletzt aktualisiert am 8.1.2023