Der Mediziner und Ethnologe Werner Stöcklin betrieb nach Auslandaufenthalten in den USA und vor allem in Papua-Neuguinea von 1973 bis 2001 in Riehen eine Praxis für Pädiatrie und Tropenmedizin.
Sohn des Karl Stöcklin (Arzt; 1900–1982) und der Emilie Elisa, geborene Furrer (Ärztin; 1899–1990). Heirat am 3. Juli 1959 mit Therese Margret Frey (Psychologin; * 1932). Eine Tochter, drei Söhne.
Werner Stöcklin wurde am 1. März 1932 in Winterthur geboren. Seine Eltern hatten beide nach einem Medizinstudium in Basel gemeinsam eine Landarztpraxis in Neftenbach (ZH), übernommen. Dort wuchs Werner mit zwei Schwestern und einem Bruder auf. Nach der Matura am Gymnasium in Winterthur bereiste er viele Länder Europas, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder zugänglich wurden.
Seine Berufswünsche umfassten mehrere Bereiche. Es gelang ihm, neben einem Medizinstudium an der Universität Basel auch Lehrveranstaltungen in Ethnologie (bei Alfred Bühler) und Zoologie (bei Adolf Portmann) zu besuchen. 1958 schloss er sein Studium mit einer medizinisch-ethnologischen Doktorarbeit ab, die 1961 im Druck erschien.
Am 3. Juli 1959 heiratete Werner Stöcklin seine langjährige Studienkollegin Theres Frey, die in Riehen aufgewachsen war. Gemeinsam zogen sie 1960 nach Stamford, Connecticut, USA, wo Werner Stöcklin ein Jahr lang am Stanford Hospital arbeitete. Hier kam im Oktober 1960 ihr erster Sohn auf die Welt.
Ab 1962 war Werner Stöcklin zwei Jahre lang als ‹Medical Officer› im abgelegenen Hochland von Papua-Neuguinea tätig, das damals unter australischer Verwaltung stand. Diese Zeit im tropischen Urwald war für Werner Stöcklin die Erfüllung seiner Träume. Er interessierte sich für die traditionelle Lebensweise und respektierte die lokale Heilkunde, was ihm bei der Bevölkerung Respekt verschaffte. In Papua-Neuguinea wurde im April 1963 der zweite Sohn geboren.
1964 kehrte Werner Stöcklin mit seiner Familie nach Basel zurück, wo er als Assistenzarzt am Universitäts-Kinderspital arbeitete und sich am Tropeninstitut (heute: Zentrum für Tropen- und Reisemedizin) weiterbildete. Wohnhaft war die Familie zu dieser Zeit am Gatternweg 24 in Riehen. Nach fünf Jahren erlangte Werner Stöcklin Berufsausweise für Pädiatrie und Tropenmedizin.
Anfang 1969 reiste die Familie, nun auch mit der im Februar 1968 geborenen Tochter, erneut nach Papua-Neuguinea. Im Maprikgebiet, nördlich des Sepikflusses, arbeitete Werner Stöcklin als leitender Arzt in einem Buschspital. Die Erfahrungen dort waren in menschlicher, medizinischer und ethnologischer Hinsicht aussergewöhnlich. Dank seiner sowohl forschenden wie auch helfenden Aktivität erhielt Werner Stöcklin Einblicke in eine inzwischen kaum mehr existierende Lebensform. Von Angehörigen des Stammes der Abelam erhielt er Artefakte und Gebrauchsgegenstände geschenkt. Er erwarb auch viele Objekte, die er teilweise dem Völkerkundemuseum (heute: Museum der Kulturen) veräusserte.
Nach anderthalb Jahren liess sich die Familie 1970 dauerhaft in Riehen nieder. 1971 kam hier der jüngste Sohn zur Welt. Werner Stöcklin arbeitete zunächst als Oberarzt im Basler Kinderspital. 1973 eröffnete er eine Arztpraxis für Kinder- und Tropenkrankheiten im ‹Ärztehaus› an der Rössligasse 32. 1975 zog die Familie in ihr neu erstelltes Haus an der Albert Oeri-Strasse 14.
Werner Stöcklin unterrichtete auch am Tropeninstitut in Basel, engagierte sich im Völkerkundemuseum, malte und schrieb. 1984 erschien sein Buch ‹Toktok›, ein Bericht über die Zeit in Papua-Neuguinea. In den Ferien und vor allem nach der Auflösung seiner Praxis 2001 unternahm Stöcklin ausgedehnte Reisen. 2006 und nochmals 2011, damals bereits gezeichnet von seiner Parkinsonerkrankung, stellte er seine farbenfrohen Bilder in einer Galerie in Riehen aus.
Werner Stöcklin starb 20. Februar 2012 in Riehen.
Autorin / Autor: Caroline Schachenmann | Zuletzt aktualisiert am 20.10.2025
Der Basler Arzt Leopold Rütimeyer (1856–1932) und sein Beitrag zur Ethnologie. Basel/Stuttgart 1961 (Diss. med.).
Buschmedizin in Neuguinea. Basel 1968.
Kuru – eine melanesische Nervenkrankheit im Spiegel zweier Medizinsysteme. Basel 1981.
Toktok. Am Rande der Steinzeit auf Neuguinea. Hallein 1984 (2. Aufl. Basel 1985; 3., erweiterte Aufl. Basel 2004).
Ethnomedizin. Riehen 1982.
Daneben veröffentlichte Werner Stöcklin zahlreiche ethnomedizinische und ethnobotanische Aufsätze in Zeitschriften und Anthologien.
in Privatbesitz: von Werner Stücklin selbstverfasster Lebenslauf
Hauser-Schäublin, Brigitta: Eine Forschungsreise nach Papua-Neuguinea. Erlebnisse einer Riehener Ethnologin. In: Jahrbuch z’Rieche 1982. S. 168–182, hier S. 171.