Niklaus Sieglin

17831835

Niklaus Sieglin war ein Grossbauer, der von 1809 bis 1811, von 1816 bis 1825 und von 1832 bis zu seinem Tod dem Gemeinderat angehörte; von 1810 bis 1811 bekleidete er das Amt des Gemeindepräsidenten. Zudem war er ab 1811 Mitglied des Zivilgerichts, das er 1834 präsidierte.

Sohn des Niklaus Sieglin (1751–1823) und der Anna Maria, geborene Wenk (1752–1838). Heirat 1806 mit Anna Maria Schultheiss (1787–1840). Ein Sohn und vier Töchter.

Herkunft und Jugend

Niklaus Sieglin wuchs als Sohn eines gleichnamigen Grossbauern im Bauernhaus Baselstrasse 28 auf, das ‹im Höflin› genannt wurde und sich seit 1718 in Familienbesitz befand. Im Rahmen einer Bevölkerungsbefragung schrieb 1796 Pfarrer Johann Rudolf Huber 1796 über den damals 13-Jährigen: «Claus geht seit einem Jahr nicht mehr in die Schule, kann noch nicht gut lesen, wohl aber schreiben. Soll bald ins Welschland.»

Heirat und berufliche Tätigkeit

Über Niklaus Sieglins weitere Ausbildung und seine berufliche Tätigkeit in den folgenden Jahren ist nichts bekannt. Vermutlich half er im Bauernbetrieb seines Vaters mit. Am 28. Dezember 1806 heiratete er Anna Maria Schultheiss, Tochter eines Grossbauern. Beide gehörten der pietistischen Brüdergemeine an, die damals in Basel und in Riehen stark verankert war.

Nach dem Tod des Vaters konnte Niklaus Sieglin 1823 das Bauernhaus ‹im Höflin› übernehmen, das die Familie bereits vorher bewohnt hatte. Fünf Jahre später kaufte er das angrenzende Grundstück Baselstrasse 30 und verlegte mit seiner Familie seinen Wohnsitz in den repräsentativeren Landsitz.

Öffentliche Ämter

Wie sein Vater und sein Schwiegervater, die beiden zeitweise dem Gemeinderat und dem Dorfgericht angehörten, bekleidete Niklaus Sieglin verschiedene öffentliche Ämter. 1809 wurde er in den Gemeinderat gewählt und im folgenden Jahr bestimmte der Kleine Rat, die Exekutive des Kantons Basel, den erst 27-Järhigen zum Gemeindepräsidenten. Damit ist Sieglin bis heute der jüngste Inhaber dieses Amts. Bereits am 12. Mai 1811 trat er jedoch aus dem Gemeinderat und damit auch als Gemeindepräsident zurück.

1813 bestimmte der Kleine Rat Niklaus Sieglin erneut zum Gemeindepräsidenten, doch weigerte dieser sich diesmal, das damals ungeliebte Amt anzutreten. Dies führte zu einer Krise, da auch keiner der anderen Gemeinderäte das Präsidium übernehmen wollte.

Danach gehörte Sieglin noch zweimal dem Gemeinderat an: von 1816 bis 1825 und von 1832 bis zu seinem Tod. Gleichzeitig war er ab 1811 Mitglied des Zivilgerichts von Riehen, das er 1834 präsidierte.

Sieglin befand sich ab 1808 auch mehrfach auf der Kandidatenliste für das kantonale Parlament, den Grossen Rat, schaffte aber nie die Wahl ins kantonale Parlament.

Niklaus Sieglin starb am 9. November 1835 52-jährig. Von seinen fünf Kindern überlebten ihn drei Töchter, von denen zwei, darunter Magdalena Sieglin, ledig blieben.

1909 erhielt auf Vorschlag des Verkehrsvereins Riehen eine Gemeindestrasse den Namen ‹Sieglinweg›. Als Grund dafür wurde angegeben, dass man damit «an einen Ratsherrn Sieglin, dessen Gut früher in der Gegend jener Straße lag», erinnern wolle. Da es nie einen Ratsherrn Sieglin gegeben hatte, dürfte Niklaus Sieglin-Schultheiss gemeint gewesen sein.

Autorin / Autor: Stefan Hess | Zuletzt aktualisiert am 4.7.2024

Fakten

Niklaus
Sieglin
Sieglin-Schultheiss
Sieglin im Höfli
12.04.1783 in Riehen
09.11.1835 in Riehen
Riehen

Jahrbuch z’Rieche

Archive

Dokumentationsstelle Riehen

Zeitungsarchiv, Dossier zu Niklaus Sieglin: Briefe und andere Dokumente, Abschriften (Typoskripte).

Literatur

Jahrbuch z’Rieche

Raith, Michael: Aus der Geschichte des Gemeinderates von Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1969. S. 45–85, hier S. 61–63, 77 und Tab. 3.

Seiler, Lukrezia: Klima im Wandel. Die Launen des Wetters. Chronik der Magdalena Sieglin. In: Jahrbuch z’Rieche 2000. S. 88–101, hier S. 90f.

Wirz, Eduard: Das alte Gemeindehaus. In: Jahrbuch z’Rieche 1961. S. 17–24, hier S. 19, 21.

Weitere Literatur

Arni, Jan: Riehen in den Trennungswirren zwischen Stadt und Landschaft. In: Hess, Stefan (Hg.): Basel und Riehen. Eine gemeinsame Geschichte. Basel 2021. S. 89–106, hier S. 98.

Iselin, L. Emil: Geschichte des Dorfes Riehen: Festschrift zur Jubiläumsfeier der 400-jährigen Zugehörigkeit Riehens zu Basel 1522–1922. Basel 1923. S. 220.

Kaspar, Albin et al.: Häuser in Riehen und ihre Bewohner. Heft III. Riehen 2017. S. 44, 46, 137–139, 143, 147.

Raith, Michael: Gemeindekunde Riehen. 2., überarbeitete und aktualisierte Aufl. Riehen 1988. S. 177, 215.

Vögelin, Hans Adolf: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart (1798–1970). In: Bruckner, Albert et al.: Riehen – Geschichte eines Dorfes. Riehen 1972. S. 319–410, hier S. 404–406.

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