Martha Bieder

18981989

Martha Bieder war über 30 Jahre lang akademische Berufsberaterin für Frauen und in dieser Funktion die erste und lange auch die einzige Frau. Sie lebte von 1918 bis zu ihrem Tod an der Bettingerstrasse 103 in Riehen.

Tochter des Gustav Adolf Bieder (Notar) und der Maria Mathilde, geborene Iselin (Handarbeitslehrerin). Ledig.

Martha Bieder wurde am 20. Juni 1898 in Basel geboren und wuchs am Byfangweg auf. Der Bruder ihrer Mutter war der Riehener Dorfpfarrer und Historiker Ludwig Emil Iselin-Tobler. Sie besuchte die Primarschule der Freien Evangelischen Volksschule und anschliessend die Töchterschule am Kohlenberg. Nach der Maturität nahm sie an der Universität Basel das Studium der Kunstgeschichte, der Archäologie und des Lateins auf und promovierte 1924 bei Professor Friedrich Rintelen mit einer Arbeit zu Raffaels Jugendwerk. Während des Studiums hielt sie sich einige Monate in Florenz auf.

Kurz nach ihrer Promotion wurde Martha Bieder in den Zentralvorstand des neu gegründeten Schweizerischen Verbands der Akademikerinnen (SVA) gewählt. Diese Aufgabe übte sie fünf Jahre lang aus. 1930 ging sie nach Berlin, um die Deutsche Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit zu besuchen. Nach dem Diplom kehrte sie nach Basel zurück, wo sie 1931 eine Stelle bei der kantonalen Verwaltung als akademische Berufsberaterin für Frauen erhielt. 1935 wurde ihr nebenamtlich die Leitung der ‹Anstaltsgehilfinnenkurse› (später Berufsschule für Heimerziehung) übertragen. Dieser Ausbildungsgang war 1935 entwickelt worden, um Heimerzieherinnen auszubilden. Da das Salär ihrer Doppelfunktion nicht ausreichte, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, nahm sie 1938 eine dritte Stelle als Sekretärin am Erziehungsdepartement Basel-Stadt an, wo sie unter anderem für die Redaktion des ‹Basler Schulblatts› verantwortlich war. Anlässlich ihrer Pensionierung 1960 wurde sie zum Ehrenmitglied des Schweizerischen Verbands für Berufsberatung ernannt.

Martha Bieder wohnte seit 1918 in Riehen in der Villa an der Bettingerstrasse 103, die ihr Vater während des Ersten Weltkriegs hatte erbauen lassen. Nach dem Tod ihrer Eltern wohnte Martha Bieder vorerst mit der Familie ihrer jüngeren Schwester dort, später mit der Familie einer Nichte.

Autorin / Autor: Lina Schmid | Zuletzt aktualisiert am 4.9.2023

Fakten

Martha
Bieder
Dr. phil.
20.06.1898 in Basel
23.04.1989 in Riehen
Basel und Langenbruck (BL)

Artikel

Werke (Auswahl)

 

Universität Basel. In: Schweizerischer Verband der Akademikerinnen (Hg.): Das Frauenstudium an den Schweizer Hochschulen. Zürich / Leipzig / Stuttgart 1928.

Die Berufsberatung in den USA. In: Berufsberatung und Berufsbildung 5/6 (1953). S. 109–120.

Maturandinnen, Akademikerinnen und Frauenberufe im Kanton Basel-Stadt. Sonderdruck aus Wirtschaft und Verwaltung 3 (1955). S. 75–110.

Die berufstätige Frau und Mutter im Kanton Basel-Stadt. In: Wirtschaft und Verwaltung 3 (1957). S. 83–106.

Studium und Berufsausbildung der Basler Maturandinnen. Eine Erhebung über die Maturklassen 1950–1961. Unter massgeblicher Mitwirkung von Martha Bieder verfasst vom Statistischen Amt des Kantons Basel-Stadt. In: Wirtschaft und Verwaltung 3 (1963). S. 85–108.

Heimerziehung als Beruf. Studie über einen werdenden Beruf unter Benützung statistischer Angaben aus der Basler Berufsschule für Heimerziehung. Basel 1969.

Bilder aus meinem Leben. Riehen 1975.

Die heutige Stellung der Akademikerin in der Schweiz. In: La Suisse, Lebens- und Unfallversicherungs-Gesellschaften (Hg.): Berufe der Zukunft. Die jüngste Generation auf dem Weg ins Jahr 2000. Zürich 1985. S. 19–23.

 

Archive

Schweizerisches Wirtschaftsarchiv

Dokumentensammlung: Bieder, Martha. 1958–1968.

Literatur

Angehrn, Céline: Arbeit am Beruf. Feminismus und Berufsberatung im 20. Jahrhundert. Basel 2019.

P. H.: Dr. Martha Bieder zum 70. Geburtstag. In: Fachblatt für schweizerisches Heim- und Anstaltswesen 6 (1968). S. 218.

Vincenz, Bettina: Biederfrauen oder Vorkämpferinnen? Der schweizerische Verband der Akademikerinnen (SVA) in der Zwischenkriegszeit, 1924–1939. Zürich 2006.

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