Sr. Lydia Anderegg war Diakonisse und arbeitete während 16 Jahren als Gemeindeschwester in Riehen. Die weiteren Jahre ihres diakonischen Dienstes verbrachte sie als Krankenpflegerin im Frauen- und Bürgerspital in Basel und in der Gemeindepflege in verschiedenen Schweizer Städten und Gemeinden.
Tochter des Fritz Anderegg (Metzger) und der Berta, geborene Müller (Wirtin).
Lydia Anderegg kam 1906 in Wattwil (SG) zur Welt. Die ersten Lebensjahre verbrachte sie in Hergiswil (NW), später zog sie nach Gottlieben (TG), danach zu ihrem Onkel und ihrer Tante, die in Rheineck (SG) ein Waisenhaus führten. Nach dem Tod ihres Vaters 1914 wohnte Anderegg während drei Jahren in einem Kinderheim in Aadorf (TG) und kehrte dann wieder zurück nach Rheineck. Nach Abschluss der Primarschule arbeitete sie im Waisenhaus, das ihre Tante nach dem Tod des Onkels allein führte. Bis zu ihrem 23. Lebensjahr widmete sich Anderegg der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
1929 trat sie in die Diakonissengemeinschaft Riehen ein und machte eine Ausbildung in der Krankenpflege. Ab 1930 arbeitete sie im Frauenspital Basel. Von 1934 bis 1937 war sie auf der chirurgischen Abteilung des Bürgerspitals (Kantonsspital) tätig.
In der Jubiläumsschrift ‹Hundert Jahre Diakonissenanstalt Riehen› erzählt Anderegg von ihrer Arbeit im Bürgerspital und schildert exemplarisch, worin das Spezifische der diakonischen Krankenpflege lag. Neben der eigentlichen Pflege machte Anderegg die ihr anvertrauten Frauen mit den Glaubenssätzen des Christentums vertraut und ermunterte diese, ihre jeweiligen Erfahrungen als Prüfung Gottes zu verstehen.
In den Jahren nach 1937 stellte sie sich in den Dienst der Gemeindepflege in Olten, Schaffhausen, Gelterkinden und Riehen. Sie führte während der Kriegs- und Nachkriegsjahre den Haushalt von Wöchnerinnen, alten, kranken und armen Menschen.
Von 1954 bis 1970 übte Anderegg in Riehen die Stelle der zweiten Gemeindeschwester aus und wohnte in der Wohnung des Krankenpflegevereins an der Rössligasse 18. Diese wurde durch Mitgliederbeiträge finanziert und den jeweiligen Gemeindeschwestern zur Verfügung gestellt. Mit dem Velosolex bewältigte Anderegg die Strecken zwischen den Wohnorten ihrer Patientinnen und Patienten.
Nach ihrer Tätigkeit als Gemeindeschwester wohnte sie an der Schützengasse 51. Sr. Lydia Anderegg starb am 13. Januar 1996 im Alter von 90 Jahren in Riehen. Sie ist auf dem Gottesacker Riehen begraben.
Autorin / Autor: Luzia Knobel | Zuletzt aktualisiert am 9.1.2023
Schwöster, was hon si hüt für en Epischtel? In: Hoch, Fritz: Hundert Jahre Diakonissenanstalt Riehen 1852–1952. Jubiläumsschrift aus Dokumenten der Gründungszeit, Beiträge von Schwestern und Mitarbeitern des Werkes in der Gegenwart. Basel/Riehen 1952. S. 101–103.
In der Kinderkrippe. In: ebd. S. 121f.
Nekrolog und Stationsbogen von Lydia Anderegg.
Tamm, Lisa: Wer betreut unsere Kranken ausserhalb des Spitals. In: Jahrbuch z’Rieche 1973. S. 65–71.