Johannes Schultheiss

18011874

Der Zimmermann und Landwirt Johannes Schultheiss-Sieglin war von 1848 bis 1849 Gemeindepräsident von Riehen. Daneben bekleidete er weitere öffentliche Ämter.

Sohn des Friedrich Schultheiss (1766–1841) und der Anna Barbara, geborene Tschudy (1767–1842). Heirat 1830 mit Verena Sieglin (1810–1848). Drei Töchter, fünf Söhne.

Herkunft

Johannes Schultheiss wurde am 7. Dezember 1801 in Riehen geboren. Er stammte aus einer alten, bereits im 16. Jahrhundert bezeugten Riehener Familie. Seine Eltern waren der Kleinbauer Friedrich Schultheiss, der zur Unterscheidung von gleichnamigen Dorfbewohnern den Zunamen ‹der Dicke› erhielt, und Anna Barbara Tschudy, Tochter eines aus Pratteln zugezogenen Schreiners. Johannes war das vierte von acht Kindern, von denen zwei im Kindesalter starben. Wahrscheinlich wuchs er im 1871 abgebrochenen Kleinbauernhaus Oberdorfstrasse 26 auf, das seinem Grossvater Friedrich Schultheiss-Vögelin gehörte und das 1813 an seinen Vater überging.

Ausbildung und Heirat

Über die Jugend und das frühe Erwachsenenalter von Johannes Schultheiss ist nur bekannt, dass er eine Zimmermannslehre absolvierte. Am 30. November 1830 heiratete er Verena Sieglin, die ebenfalls einer angesehenen Riehener Familie entstammte. Sie starb am 22. Januar 1848 kurz nach der Geburt des jüngsten Sohnes Samuel, der sieben Wochen später ebenfalls hinschied. Alle übrigen gemeinsamen Kinder, vier Söhne und drei Töchter, erreichten das Erwachsenenalter.

Berufliche Tätigkeit

Johannes Schultheiss-Sieglin wohnte warscheinlich bereits seit der Hochzeit mit Familie im Elternhaus seiner Frau an der Rössligasse 24, das er 1840 nach dem Tod seines Schwiegervaters erwerben konnte. 1842 liess er das Wohnhaus reparieren sowie um eine zusätzliche Stube und einen Keller erweitern. Auf dem Grundstück führte er eine Zimmerei, in der er gemäss Volkszählungsakten bis zu drei Gesellen mitwirkten. Daneben betätigte er sich in grösserem Umfang als Landwirt. Sein Landbesitz umfasste neben Acker- und Weideland auch Reben und Wald.

Für den Bauernbetrieb beschäftigte Johannes Schultheiss seinen jüngeren Bruder Niklaus als Knecht, doch verstarb dieser früh. Später übertrug er die landwirtschaftliche Arbeit zwei seiner Söhne und zwei Knechten. Für den Haushalt waren damals zwei Töchter zuständig, nachdem 1847 noch eine Magd und nach dem frühen Tod der Frau eine Haushälterin angestellt gewesen waren.

Politische Laufbahn

1840 erscheint Johannes Schultheiss als einer der beiden Schatzungsbaumeister für den Landbezirk. Ein Jahr später wurde er wie früher bereits sein Vater ins Zivilgericht des Landbezirks gewählt.

Am 17. Mai 1846 erfolgte seine Wahl in den Gemeinderat. Am 3. Juni 1848 ernannte ihn der Kleine Rat von Basel zum Gemeindepräsidenten, nachdem der zuerst für dieses Amt vorgesehene Gerichtspräsident Theobald Stump-Wenk die Wahl nicht angenommen hatte.

Am 18. November 1849 trat Schultheiss als Gemeindepräsident zurück und verliess gleichzeitig den Gemeinderat. Das Amt eines Schatzungsbaumeisters für den Landbezirk behielt er dagegen bis mindestens 1852 bei, obwohl er im Jahr zuvor wegen Beleidigung des Gerichts nach einem verlorenen Prozess gegen den Gerichtsschreiber zu einer Freiheitsstrafe von 14 Tagen verurteilt worden war.

Alter und Tod

1870 verkaufte Johannes Schultheiss Werkstatt und Bauernhof an der Rössligasse samt Landbesitz und Vieh und trat in den Ruhestand. Er starb am 20. Januar 1874 in Riehen.

Autorin / Autor: Stefan Hess | Zuletzt aktualisiert am 5.5.2025

Fakten

Johannes
Schultheiss
Schultheiss-Sieglin
07.12.1801 in Riehen
20.01.1874 in Riehen
Riehen

Jahrbuch z’Rieche

Literatur

Jahrbuch z’Rieche

Raith, Michael: Aus der Geschichte des Gemeinderates von Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1969. S. 45–85, hier S. 62, 64 und Tab. 3.

Raith, Michael: Die Familie Schultheiss von Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1992. S. 77–89, hier S. 83.

Raith, Michael: Von Ziegeleien, Hugenotten und den Mory in Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 2002. S. 49–61, hier S. 57.

Weitere Literatur

Kaspar, Albin et al.: Häuser in Riehen und ihre Bewohner. Heft IV. Riehen 2022. S. 179–181.

Raith, Michael: Gemeindekunde Riehen. 2. überarbeitete und aktualisierte Aufl. Riehen 1988. S. 215.

Vögelin, Hans Adolf: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart (1798–1970). In: Bruckner, Albert et al.: Riehen – Geschichte eines Dorfes. Riehen 1972. S. 319–410, hier S. 347, 404, 406.

Feedback