Johann Lukas Le Grand war von 1792 bis 1798 letzter Landvogt von Riehen. Er gehörte 1798 zu den treibenden Persönlichkeiten der sogenannten Basler Revolution und war darum bemüht, die Verfassungsänderung im Kanton ohne Blutvergiessen durchzusetzen. Von 1798 bis 1799 war er Direktor der Helvetischen Republik.
Sohn des Daniel Le Grand (Politiker, Kaufmann) und der Anna Maria, geborene Harscher. Heirat 1780 mit Rosine Lindenmeyer. Zwei Kinder.
Johann Lukas Le Grand kam am 30. Mai 1755 in Basel zur Welt. Er war Seidenbandfabrikant, Mitglied der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen (GGG) sowie Mitbegründer und Vorsteher der Allgemeinen Lesegesellschaft Basel. 1783 wurde er zum Zunftmeister zu Hausgenossen gewählt und war damit Mitglied des Grossen und des Kleinen Rats. Ab 1792 amtierte er als letzter Landvogt von Riehen. In dieser Funktion nahm er Partei für die Gemeinde in deren Streit mit den Basler Landgutbesitzern. Am 26. Dezember 1795 betreute er in der Landvogtei 20 Franzosen, bevor diese im Austausch gegen Marie-Thérèse Charlotte, die Tochter des hingerichteten Königs Louis XVI, aus österreichischer Gefangenschaft entlassen wurden.
Le Grand schloss sich 1797 als Sympathisant der Französischen Revolution mit jungen Baslern zum ‹Kämmerlein zum Rheineck› zusammen. Gemeinsam mit dem Oberstzunftmeister Peter Ochs erwirkten sie am 20. Januar 1798 eine kantonale Verfassungsänderung. Le Grand war massgeblich dafür verantwortlich, dass dieser politische Umsturz unblutig vonstattenging. Er wurde danach in die provisorische Nationalversammlung von Basel aufgenommen und kurz darauf zum Direktor der Helvetischen Republik ernannt. Bereits 1799 gab er dieses Amt wieder ab. 1803 wurde er wieder in den Grossen und in den Kleinen Rat gewählt.
1804 verlegte Johann Lukas Le Grand seine Fabrik und seinen Wohnsitz ins grenznahe Frankreich und widmete sich fortan christlichen, pädagogischen und philanthropischen Themen.
Er starb am 4. Oktober 1836 in Fouday im Elsass.
Autorin / Autor: Luzia Knobel | Zuletzt aktualisiert am 12.9.2023
(Mit Flick, Samuel): Anrede … an den neuerwählten Untervogt Johannes Wenk im Meyerhof, den 16 Heumonat 1797. Basel 1797.
Umriss einer provisorischen Staats-Verfassung für den Canton Basel. Basel 1798.
Antwort des Bürgers-Direktor (Joh. Luk.) Legrand an die gesetzgebenden Räthe d. Helvetischen Republik. Basel, den 18. April 1798.
Das vollziehende Directorium der helvetischen Republik, an seine Mitbürger des Cantons Luzern. D.d. Arau, d. 30. April 1798. Unterzeichnet von Lucas Legrand. Arau 1798.
Publikation d. Constitutions-Comité betr. Verzeichniss d. stimmfähigen Bürger sämtl. Gemeinden d. Landschaft. Basel, d. 23. März 1798. Unterzeichnet von Legrand und Imhof. 1798.
Schreiben d. Bürgers (Johann Lukas) Legrand … an die Nationalversammlung des Cantons Basel. Basel, den 18. April 1798. Die gesetzgebenden Räthe Helvetiens an den Bürger-Direktor Legrand in Basel: Arau, d. 17. April 1798. Unterzeichnet von Peter Ochs et. al 1798.
Aus dem Nachlass von Meister Johann Lukas Legrand (1755–1836), Dokumente 1552–1687: PA 1.
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