Hedwig Frei

19051958

Hedwig Frei war eine Bildhauerin und Medailleurin. Die Tochter des bekannten Medailleurs Hans Frei lebte von 1920 bis Ende der 1940er-Jahre in Riehen und schuf 1948/49 im Auftrag der Gemeinde eine Gedenktafel für Johann Rudolf Wettstein.

Tochter des Hans Frei (Medailleur; 1868–1947) und der Emma, geborene Wenk (1877–1971). Ledig.

Herkunft und Jugend

Hedwig Frei wurde am 30. Oktober 1905 als mittlere von drei Töchtern des Medailleurs und Ziseleurs Hans Frei und der aus Riehen stammenden Emma Wenk, Tochter des verstorbenen Riehener Gemeindepräsidenten Hans Wenk-Marder und der Marie-Wenk-Marter, in Basel geboren. 1920 zog die Familie ohne die 18-jährige älteste Tochter Mimi Marcelle in ein eigenes Haus an der Äusseren Baselstrasse 121 in Riehen.

Ausbildung und Tätigkeit als Künstlerin

Von 1922 bis 1924 und von 1925 bis 1927 besuchte Hedwig Frei die Gewerbeschule in Basel und arbeitete daneben im Atelier ihres Vaters in Riehen. Von 1924 bis 1925 nahm sie Unterricht an der Académie Julian in Paris, von 1927 bis 1929 bei Hans Schwegerle in München, von 1929 bis 1930 wieder in Basel und von 1930 bis 1931 an der Kunstgewerbeschule Wien bei Anton Hanak. Seit 1931 unterhielt sie ein eigenes Atelier in Basel, wohnte aber weiterhin bei ihren Eltern in Riehen. Neben lebensgrossen Plastiken, Grabplastiken und Porträtbüsten schuf sie auch Modelle für Fasnachtsmasken, Schmuck und Medaillen, darunter 1941 eine Porzellan-Plakette auf die 750-Jahrfeier der Gründung der Stadt Bern und 1951 die offizielle Medaille auf die 450-Jahr-Feier des Beitritts Basels zur Eidgenossenschaft. 1946 erwarb der Staatliche Kunstkredit des Kantons Basel-Stadt ihre Bronzeplastik ‹Schreitende›. Stilistisch war Hedwig Freis Œuvre lange Zeit stark von demjenigen ihres berühmten Vaters geprägt und bewegte sich zwischen Jugendstil, Neoklassizismus und Moderne. Erst nach dem Tod ihres Vaters, als sie mit ihrer Mutter nach Basel zog, begann sie sich von diesem Einfluss zu lösen und schuf eigenständige Werke, zum Beispiel kleinformatige Zeichnungen oder Treibarbeiten aus Papier.

Aufträge aus Riehen

1948 gab die Gemeinde Riehen bei ihr eine Gedenktafel für Johann Rudolf Wettstein in Auftrag, die seit 1949 am Alten Wettsteinhaus angebracht ist. 1955 schuf Frei, die seit 1950 das Bürgerrecht von Riehen besass, eine Plakette auf das 150-Jahr-Jubiläum des Haushaltgeschäfts Wenk. Den ihr erteilten Auftrag für eine Gedenktafel für Leonhard Euler konnte sie dagegen nicht mehr ausführen, so dass er Rosa Bratteler übertragen wurde.

Ausstellungen

Seit den 1930er-Jahren nahm Hedwig Frei mehrfach an den Weihnachtsausstellungen der Basler Künstler und an den Regionalen Kunstausstellungen des Schweizerischen Kunstvereins teil. 1951 widmete der Basler Kunstverein ihr, Elly Iselin-Boesch und vier weiteren Basler Künstlerinnen eine Ausstellung in der Kunsthalle Basel.

Gesellschaftliches Engagement

Von 1947 bis 1951 war Frei Zentralpräsidentin der Gesellschaft Schweizerischer Malerinnen, Bildhauerinnen und Kunstgewerblerinnen (GSMBK) sowie von 1954 bis zu ihrem Tod von deren Basler Sektion. 1954 gehörte sie zur 14-köpfigen Schweizer Delegation an die Konferenz des Internationalen Frauenrats in Helsinki.

Bereits in den 1930er-Jahren trat Frei für die Einigung Europas ein und entwarf das Hertensteiner Kreuz, das Emblem der 1934 gegründeten Schweizer Europa-Union, das 1946 zum ersten Symbol der Union der Europäischen Föderalisten wurde. In den 1930er- und frühen 1940er-Jahren unterstützte sie auch Künstlerinnen und Künstler, die vom Naziregime in Deutschland verfolgt wurden. Während des Zweiten Weltkriegs diente sie als Rotkreuzfahrerin.

1950 übergab Hedwig Frei dem Historischen Museum Basel knapp 350 Objekte aus dem Nachlass ihres Vaters Hans Frei.

Lebenspartner, Tod

Hedwig Frei war die Lebensgefährtin des Journalisten, Schriftstellers und Politikers Hermann Aeppli (1906–1973), der 1933 eine Monografie über das Werk ihres Vaters Hans Frei veröffentlichte. Sie blieb aber zeitlebens unverheiratet. Sie starb nach einjähriger schwerer Krankheit am 17. Mai 1958 in Basel.

Autorin / Autor: Stefan Hess | Zuletzt aktualisiert am 15.1.2024

Fakten

Hedwig
Hedwig Rosalie
Frei
30.10.1905 in Basel
17.05.1958 in Basel
Basel und Zuzgen (AG), ab 1950 Riehen

Artikel

Werke (Auswahl)

Elf Medaillen und Plaketten von Hedwig Frei, teilweise mit den entsprechenden Modellen, sowie zwei grafische Arbeiten, darunter ein Linoleumdruck auf den Tod ihres Vaters Hans Frei, befinden sich im Historischen Museum Basel.

Archive

Staatsarchiv Basel-Stadt

Sammlung biographischer Zeitungsauschnitte: 3 Zeitungsartikel.

Literatur

Die Arbeiten des Staatlichen Kunstkredites des Kantons Basel-Stadt im dritten Jahrzehnt, 1939–1948. Basel 1949. S. 71.

Frei, Hedwig. In: SIKART. Lexikon zur Kunst in der Schweiz. URL: https://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4024985 (22.12.2022).

Künstlerlexikon der Schweiz XX. Jahrhundert. Bd. 1. Frauenfeld 1958–1961. S. 310.

Sechs Basler Malerinnen und Bildhauerinnen. Ausstellung in der Kunsthalle Basel, 1. bis 30. September. Basel 1951.

Trachsler, Beat: Vom Narr zum Ueli. Tradition und Wandel von Basler Fasnachtsfiguren. Basel 2004. S. 46.

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