Hans Jäcklin war ein berittener Ratsdiener, der Johann Rudolf Wettstein auf seinen Gesandtschaftsreisen begleitete. Er ist in den Wettsteinhäusern zweimal dargestellt und wurde im 20. Jahrhundert unter seinem Spitznamen ‹Giggishans› in Riehen zu einer populären Figur.
Sohn des Gabriel Jäcklin (Weissgerber; 1564–nach 1634) und der Anna, geborene Uehlin. Erste Heirat 1627 mit Maria Lützelmann (1601–1628/30) aus Basel. Ein Sohn. Zweite Heirat 1630 mit Barbara Höflin von Buus. Drei Töchter und fünf Söhne.
Hans Jäcklin wurde am 16. April 1568 in der Kirche St. Leonhard in Basel getauft. Er war das achte von zwölf Kindern des Weissgerbers Gabriel Jäcklin und dessen Frau Anna, geborene Uelin, einer Wirtstochter.
Wahrscheinlich machte Hans Jäcklin wie sein Vater eine Lehre als Weissgerber. Die Weissgerberei ist ein Verfahren zur Umwandlung von Tierhäuten in Leder, bei der Mineralien und nicht wie bei der Rotgerberei pflanzliche Stoffe eingesetzt werden.
1627 heiratete Hans Jäcklin in der Leonhardskirche die Baslerin Maria Lützelmann, Tochter eines Landpfarrers. Aus dieser Ehe ging ein Sohn hervor. Nach dem frühen Tod der ersten Frau schloss Jäcklin wiederum in der Kirche St. Leonhard den Ehebund mit Barbara Höfflin von Buus. Aus dieser Ehe gingen acht Kinder hervor, die allerdings teilweise noch im Kindesalter starben. Die Familie wohnte in den 1630er-Jahren an der Freien Strasse in Basel.
1631 erscheint Jäcklin in den Quellen erstmals als Überreiter. Darunter verstand man einen berittenen, in den Farben des Stadtwappens eingekleideter Ratsdiener, der vor allem für Kurierdienste, aber auch als Begleiter von Gesandten des Standes Basel eingesetzt wurde. Damit kam er in regelmässigen Kontakt mit Johann Rudolf Wettstein, seitdem dieser ab 1630 vom Rat jeweils zum Gesandten an die eidgenössischen Tagsatzungen bestimmt wurde.
Hans Jäcklin gehörte zur sechsköpfigen Delegation unter der Leitung von Wettstein, die Ende 1646 von Basel an den Friedenskongress in Westfalen geschickt wurde. Im Tagebuch, das Wettstein während dieser Gesandtschaftsreise führte, und in den Briefen, die er von Westfalen nach Basel schickte, wird Jäcklin mehrfach erwähnt.
Auch als Wettstein 1650/51 im Auftrag der eidgenössischen Tagsatzung an den Kaiserhof nach Wien reiste, gehörte Jäcklin zu seinen Begleitern.
Nach 1663 verschwindet Jäcklin aus den Quellen.
Während dieser zahlreichen Gesandtschaftsreisen scheint eine nähere persönliche Verbindung zwischen Wettstein und Jäcklin entstanden zu sein. Davon zeugt zum einen der Umstand, dass die meisten von Jäcklins Kindern Söhne, Töchter oder Schwiegerkinder von Wettstein als Taufpaten hatten. Zum anderen liess Wettstein seinen Untergebenen, der in Riehen mehrfach als Taufpate auftrat, in seinem Riehener Landsitz gleich zweimal darstellen: einmal in vornehmer Kleidung in der Ofenecke einer Stube im Hinterhaus des Alten Wettsteinhauses, ein zweites Mal in ärmlicher Aufmachung an der Kellertüre des Neuen Wettsteinhauses.
Unter dem Spitznamen ‹Giggishans›, der von der Inschrift des Wandbildes im Alten Wettsteinhaus sowie aus Briefen und Aufzeichnungen Wettsteins bekannt ist, fand Hans Jäcklin Eingang in die lokale Literatur und wurde in Riehen zu einer populären Figur. Erstmals trat er im Juni 1920 anlässlich des Kantonal-Gesangfests in Basel im Festspiel ‹Bürgermeisters Wettsteins Heimkehr› als trinkfreudiger Diener Wettsteins auf.
In Riehen bekannt wurde ‹Giggishans› vor allem dank seiner Auftritte im Festspiel ‹Wettstein und Riehen› von Albert Oeri zur ‹Vierhundertjährigen Vereinigungsfeier von Riehen und Basel› im Jahr 1923. Damals führte er auch alle Mitwirkenden des Festspiels beim Festumzug durch Riehen an. Auch an den Festumzügen am Riehener Winzerfest von 1946 und anlässlich der Feier zur 450-jährigen Zugehörigkeit Riehens zu Basel im Jahr 1972 war er als Begleiter von Bürgermeister Johann Rudolf Wettstein und dessen Frau Anna Maria Falkner mit von der Partie.
Grosser Beliebtheit erfreuten sich auch die 1954 in Buchform erschienenen Geschichten des Lehrers Eduard Wirz mit meist fiktiven Episoden aus dem Leben von ‹Giggishans›. Eine dieser Episoden wurde 1957 von Rosa Bratteler am Giggishans-Brunnen, dessen Figur ‹Giggishans› mit einem gefüllten Becher zeigt, als Bronzerelief verbildlicht. Zwei Jahre später erhielt einer der in Riehen ausgesetzten Störche den Namen ‹Giggishans›.
Hans Jäcklin alias Giggishans blieb auch im ausgehenden 20. und im beginnenden 21. Jahrhundert Teil der Riehener Erinnerungskultur. Im September 1985 trat etwa der Liederkranz Riehen am Dorffest unter dem Titel ‹Giggishans› auf. Die gleiche Bezeichnung trug von 1995 bis 1999 das Mitteilungsblatt der Sozialdemokratischen Partei Riehen. Und 2009 boten der Verkehrsverein und die Gemeinde Riehen szenische Führungen mit ‹Giggishans› durch die beiden Wettsteinhäuser an.
Autorin / Autor: Stefan Hess | Zuletzt aktualisiert am 2.1.2025
Behret, Hans / Lehmann, Fritz: Der «Giggishans» in alter Schönheit. Aus der Werkstatt eines Restaurators. In: Jahrbuch z’Rieche 1972. S. 61–64.
Frey, Lucas: Das Wettsteinhaus. In: Jahrbuch z’Rieche 1962. S. 31–42, hier S. 34.
Lehmann, Fritz: Aus der Geschichte des Wettsteinhauses zu Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1972. S. 7–25, hier S. 21.
Lehmann, Fritz: Johann Rudolf Wettsteins «Neue Behausung» zu Riehen, das alte Meigelsche Landgut. In: Jahrbuch z’Rieche 1976. S. 26–56, hier S. 48, 52.
Fäh, Franz: Johann Rudolf Wettstein. Ein Zeit- und Lebensbild. Zweiter Teil. 73. Neujahrsblatt der GGG, Basel 1894. S. 31, 43, 56.
Gasser, Helmi: Das Wettsteinhaus – eine alte Bauanlage und ihre Restaurierung. In: Jahrbuch z’Rieche 1972. S. 26–53, hier S. 43f.
Iselin, L. Emil: Geschichte des Dorfes Riehen. Festschrift zur Jubiläumsfeier der 400-jährigen Zugehörigkeit Riehens zu Basel 1522–1922. Basel 1923. S. 146f., 149.
Johann Rudolf Wettsteins Diarium 1646/47. Bearbeitet von Julia Gauss. Bern 1962. S. 1–3, 5, 121.
Kaspar, Albin et al.: Häuser in Riehen und ihre Bewohner. Heft III. Riehen 2017. S. 145f., 155, 157.
Lauber, Fritz: Basler Bauten. In: Basler Stadtbuch 1976. S. 147–166, hier S. 160, 162.
Staehelin, Andreas: Das Ehepaar Anna Maria Falkner und Johann Rudolf Wettstein im Spiegel seiner Briefe. In: Wunder, Heide (Hg.): Eine Stadt der Frauen. Studien und Quellen zur Geschichte der Baslerinnen im späten Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit (13.−17. Jh.), Basel 1995, S. 241−253, hier S. 250f.
Baur, Hans: Bürgermeisters Wettsteins Heimkehr. Festspiel in Lied und Bild zum Kantonal-Gesangfest in Basel am 19. und 20. Juni 1920. Basel 1920.
Lavater-Sloman, Mary: Der Schweizerkönig. Historischer Roman aus der Zeit des westfälischen Friedens. Zürich 1935.
Oeri, Albert: Wettstein und Riehen. Festspiel zur Vierhundertjährigen Vereinigungsfeier von Riehen und Basel. Basel 1923.
Wirz, Eduard: Giggishans und andere Erzählungen. Riehen 1954.