Gretel Bolliger war eine Vorreiterin der Schweizer Frauen-Leichtathletik. Sie vollbrachte zwischen 1937 und 1958 zahlreiche Spitzenleistungen in verschiedenen Disziplinen der Leichtathletik. An den Olympischen Spielen in Helsinki 1952 trat sie in vier Disziplinen an. Bolliger lebte von 2001 bis 2009 im Altersheim Humanitas in Riehen.
Tochter des Emil Bolliger (Velohändler) und der Elisabetha, geborene Reiss.
Gretel Bolliger kam im Dezember 1921 in Legelshurst (D) der Nähe von Lahr in Baden-Württemberg zur Welt. Sie wuchs in Riehen mit ihrem Bruder Hans (Radfahrer VC Riehen, WM-Teilnehmer) in einer sportbegeisterten Familie auf.
Bolliger trat 1935 in den Basler Leichtathletikclub Old Boys ein. 1937, im Alter von 16 Jahren, gewann sie erstmals den Schweizermeistertitel mit der 4-x-100-Meter–Frauenstaffel von Old Boys. Im folgenden Jahr wurde sie erstmals Siegerin im Kugelstossen an den Schweizermeisterschaften in La Chaux-de-Fonds. Bis 1958 gewann sie insgesamt 56 Schweizermeistertitel in verschiedenen Disziplinen: 14 im Kugelstossen, 13 im Diskuswerfen, 13 in der 4-x-100-Meter-Staffel, 7 im Fünfkampf, 4 im Weitsprung, 3 im 80-Meter-Hürdenlauf und je einen im Hochsprung und im 60-Meter-Lauf.
Bolliger stellte als Einzel- und Teamsportlerin insgesamt 25 Schweizer Rekorde auf. Sie reiste für die Schweiz dreimal an die Europameisterschaften der Frauen. 1952 durfte sie an den Olympischen Sommerspielen in Helsinki in vier Disziplinen für die Schweiz antreten. Im Diskuswurf erreichte sie das Finale und wurde schliesslich 17. Mit dem Schweizermeistertitel im Diskuswerfen beendete sie ihre Sportkarriere 1958.
Bolliger arbeitete beim Basler Unternehmen Ciba-Geigy AG im Musterversand der Pharma-Abteilung. Sie konnte zu keiner Zeit vom Sport leben. Für die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1952 mussten die Schweizer Sportlerinnen und Sportler bei ihren Arbeitgebenden sogar Urlaub beantragen.
Ab 2001 lebte Bolliger in Riehen im Altersheim ‹Humanitas›. Zuvor hatte sie wohl einige Zeit in England gelebt, auf der Einwohnerkarte ist «Zuzug von England» vermerkt.
Gretel Bolliger starb am 20. Juli 2009 in Riehen.
2022 gab das Justiz- und Sicherheitsdepartement des Kantons Basel-Stadt bekannt, dass eine Grünalage, die im Areal Walkeweg in Grossbasel entstehen wird, den Namen ‹Gretel Bolliger-Promenade› erhalten wird. Gretel Bolliger ist damit die erste Sportlerin, die in Basel mit einem Strassennamen geehrt wird.
Autorin / Autor: Luzia Knobel | Zuletzt aktualisiert am 31.8.2023
Sammlung biographischer Zeitungsauschnitte: 2 Artikel.
Gretel Bolliger – erfolgreichste Basler Sportlerin aller Zeiten. In: Puschnig, André R., Alfred Hänzi und Paul Haffner (Hg.): 100 Jahre Leichtathletiksektion BSC Old Boys – Ein Stück Basler Sport- und Stadtgeschichte 1907–2007. Basel 2007. S. 97–100, 146–150.
Meier, Eugen A.: Baselsport. Ein Querschnitt durch die Geschichte des Sports in Basel von den Anfängen bis zur Gegenwart. Basel 1991. S. 108.