Die Theologin und ordinierte Pfarrerin Elsy Weber war von 1972 bis 1986 Oberin der Diakonissengemeinschaft Riehen. Sie gehörte zu den zwölf ersten Frauen, die 1963 im Kanton Zürich ins Pfarramt ordiniert wurden.
Tochter des Emil Weber (Kaminfeger und Dachdeckermeister) und der Lina, geborene Walder (Seidenfärbereiarbeiterin).
Elsy Weber wurde am 5. Februar 1919 im zürcherischen Richterswil geboren. Ihr Vater Emil Weber starb im Oktober 1918 an der Spanischen Grippe, während seine Ehefrau Lina Weber schwanger war. Nach Elsy Webers Geburt zog ihre Mutter nach Zürich, wo sie in einer Seidenfärberei arbeitete. Hier wuchs Elsy Weber mit Mutter und Grossmutter auf.
Nach der obligatorischen Schule besuchte Weber das Gymnasium. Daneben nahm sie während sechs Jahren christlich geprägten Unterricht am Evangelischen Lehrerseminar Unterstrass in Zürich. Anschliessend studierte sie Theologie an der Universität Zürich. An das Studium anknüpfend, arbeitete sie erst bei der Flüchtlingshilfe von Pfarrer Paul Vogt, bevor sie im Juni 1945 das Vikariat in Zürich-Seebach antrat. Während vieler Jahre war sie als Pfarrhelferin tätig: Sie hielt Predigten, traf Vorbereitungen für Gottesdienste mit Sonntagsschulhelfern, besuchte kranke und alte Menschen, leistete Seelsorge oder hielt Vorträge.
Am 7. Juli 1963 wurde im Kanton Zürich das neue reformierte Kirchenrecht eingeführt. Es erlaubte den Zürcher Theologinnen die Ordination ins Pfarramt. Weber war eine von zwölf Theologinnen, die im November 1963 als erste Pfarrerinnen der Zürcher Kirche ordiniert wurden.
Im Herbst 1962 trat sie erstmals als Referentin vor der Diakonissengemeinschaft in Riehen auf. Die Leitung bot Weber danach die zweite Pfarrstelle oder die Nachfolge der erkrankten Oberin Marguerite van Vloten (1894–1972) an. Doch erst zehn Jahre später, nach dem Tod ihrer Mutter, entschloss sich Weber dazu, dieses Angebot anzunehmen. Am 5. März 1972 wurde sie Oberin der Diakonissengemeinschaft und übernahm damit die Leitung der Schwesterngemeinschaft mit damals ungefähr 400 Schwestern. Sie war den geistlichen und seelsorgerischen Tätigkeiten am meisten zugetan und übertrug die Verantwortung für die Haushaltsführung im Wesentlichen ihrer Stellvertreterin Greti Zaugg (1912–1996).
Wegen einer Krankheit legte Elsy Weber 1986 ihr Amt nieder und zog 1993 ins sogenannte Feierabendhaus, die Abteilung für die Schwestern im Ruhestand.
Schwester Elsy Weber starb am 2. August 1999 im Alter von 80 Jahren in Riehen.
Autorin / Autor: Luzia Knobel | Zuletzt aktualisiert am 12.12.2024
Nekrolog von Elsy Weber.
Sammlung biographischer Zeitungsausschnitte: 5 Zeitungsartikel.
Kusmierz, Katrin et al. (Hg.): Dreissig-, sechzig-, hundertfältig. Basler Predigten aus sechs Jahrhunderten. Zürich 2004.
Seiler, Lukrezia: Seelsorge und Verkündung. Elsy Weber (1919–1999), Oberschwester des Diakonissenhauses von 1972 bis 1986. In: Kellerhals, Doris et al. (Hg.): Zeichen der Hoffnung: Schwesterngemeinschaft unterwegs. Basel 2002. S. 55–60.
Sommer, Sarah: Rehe vor die Pflüge spannen? Der lange Weg der Frauen ins Pfarramt. Broschüre der Reformierten Kirche Kanton Zürich. Zürich 2018.