Christian Friedrich Spittler

17821867

Christian Friedrich Spittler gilt als eine der zentralen Figuren der pietistischen Bewegung in Basel des frühen 19. Jahrhunderts. Als Sekretär der Deutschen Christentumsgesellschaft in Basel war er Gründer diverser Sozial- und Missionswerke in Basel und Riehen.

Sohn des Jeremias Friedrich Spittler (Pfarrer) und der Sibylle Dorothea Wilhelmine, geborene Maier. Heirat am 11.02.1812 mit Susanne Götz (Lehrerin). Zwei Adoptivkinder.

Christian Spittler kam im württembergischen Wimsheim zur Welt. Als Vierjähriger zog er mit seiner Familie nach Strümpfelbach (Württemberg), der neuen Pfarrgemeinde des Vaters. Hier wuchs Spittler als jüngstes von fünf Geschwistern auf. 1793, nach dem Tod des Vaters, besuchte Spittler bis 1796 die Lateinschule in Kirchheim unter Teck. Danach machte er eine dreijährige Ausbildung zum staatlichen Verwalter (Kameralisten) in der Oberamtei Steinbach und arbeitete anschliessend in der Stadtschreiberei Schorndorf als Gehilfe des Oberamtsrichters. 1801 übernahm Spittler gegen den Willen seiner Mutter eine Stelle als Gehilfe des Sekretärs der Deutschen Christentumsgesellschaft in Basel. 1807 wurde er da zum vollamtlichen Ersten Sekretär auf Lebenszeit ernannt.

Christian Spittler wohnte im Haus Zum Fälkli am Schlüsselberg in Basel, wo er viele Gäste empfing und eine eigene kleine Buchhandlung führte. 1811 wurde Spittler als Württemberger Bürger zum Russlandfeldzug einberufen. Er reiste in seine Heimatgemeinde zurück, erfuhr dort jedoch, dass er aus dem Kriegsdienst entlassen worden war. Zurück in Basel, nahm er 1812 zunächst das Bürgerrecht der Gemeinde Davos an. Im selben Jahr heiratete er die Baslerin Susanne Götz in der Riehener Dorfkirche. Im Jahr darauf nahm das Ehepaar die dreijährige Susette Gerber bei sich auf, etwas später einen kleinen Jungen, Markus.
In den folgenden Jahren gründete Spittler in Basel und Umgebung zahlreiche ‹missionarisch-diakonische Reichgotteswerke›; die bedeutendsten waren die Basler Missionsgesellschaft (1815), die Christliche Verlags- und Sortimentsbuchhandlung (1816), die Kinderrettungs- und Lehreranstalt im südbadischen Beuggen (1820) und der Verein der Freunde Israels (1831).
1838 konnte Spittler in Riehen das Zäslin’sche Gut erwerben, um dort eine Taubstummen-Anstalt mit einer Kleinkinderschule einzurichten. Zusammen mit seiner kränklichen Frau verbrachte Spittler gerne die Sommermonate dort. Besonders am Herzen lag Spittler die Pilgermission St. Chrischona, die er 1840 bei Bettingen gründete.
1852 erfolgte die Gründung der Riehener Diakonissengemeinschaft, im Jahr darauf konnte Spittler das Klösterli in Riehen kaufen und dort die Schule für die älteste Klasse der Chrischonabrüder eröffnen. Im Klösterli richtete er sich auch ein Sommerhaus ein. 1858 nahm Spittler die junge Susanna Luise Anjama als Pflegetochter auf. Im selben Jahr eröffnete Spittler die Freiwillige Zwangsarbeitsanstalt im Maienbühl bei Riehen.
Viele von Spittlers Projekten und Gemeinschaften existieren heute noch und sind international tätig. Er gilt als einer der führenden Köpfe der aus dem Pietismus erwachsenen, antimodernistischen Erweckungsbewegung.

Spittler starb 1867 in Basel, die Abdankungsfeier fand am 11. Dezember in der St. Leonhardskirche in Basel statt.

Autorin / Autor: Franziska Schürch | Zuletzt aktualisiert am 4.1.2023

Fakten

Christian Friedrich
Spittler
Spittler-Götz
12.04.1782 in Wimsheim (Württemberg)
08.12.1867 in Basel
Württemberg, ab 1812 Davos und ab 1816 Basel

Artikel

Jahrbuch z’Rieche

Archive

Schweizerisches Wirtschaftsarchiv

Spittler Christian Friedrich (1782–1865). Dokumentensammlung: CH SWA HS 227.

Staatsarchiv Basel-Stadt

Christian Friedrich Spittler-Archiv: PA 653.

Deutsche Christentumsgesellschaft / Verein zur Förderung des Christentums unter Juden: PA 1042.

Universitätsbibliothek Basel

Privatarchiv der Deutschen Christentumsgesellschaft in Basel: Archiv ChrG.

Literatur

Jahrbuch z’Rieche

Hoch, Fritz: Die Diakonissenanstalt in Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1963. S. 81–93.

Hoch, Fritz: Ein Leben im Dienste des Bruders. In: Jahrbuch z’Rieche 1970. S. 42–53.

Schnyder, Arlette: Pilgersöhne und Frauenrechte. In: Jahrbuch z’Rieche 2007. S. 31–42.

Weitere Literatur

Raupp, Werner: Spittler, Christian Friedrich. In: Deutsche Biographie. URL: www.deutsche-biographie.de/sfz3174.html (24.02.2022).

Raupp, Werner: Spittler, Christian Friedrich. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D10488.php (24.02.2022).

Rennstich, Karl: … nicht jammern, Hand anlegen. Christian Friedrich Spittler: Leben und Werk. Metzingen 1987.

Schnyder, Arlette et al.: Riehen – ein Portrait. Basel 2010. S. 342.

Spittler, Susette: Christian Friedrich Spittler im Rahmen seiner Zeit. Basel 1875.

Zum Gedächtnis an den heimgegangen treuen Knecht Gottes Christian Friedrich Spittler. In: Sammlungen für Liebhaber Christlicher Wahrheit und Gottseligkeit Basel. Basel 1868.

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