Das 1924/25 erbaute Haus Hodel ist das Erstlingswerk des Architekten Hans Schmidt. Es zeigt eine funktionale Raumeinteilung und erste Schritte hin zu einer industrialisierten Bauweise im Sinne des Neuen Bauens. Das Haus wurde in der Fachliteratur besprochen und machte Schmidt bekannt.
Das Haus Hodel war Hans Schmidts erster Auftrag als selbstständiger Architekt. Er baute das Wohnhaus von 1924 bis 1925 für seinen ehemaligen Schulkollegen Fritz Hodel-Spoerri. Mit seinem massiven Mauerwerk scheint es der damals herkömmlichen Bauweise verhaftet, weist jedoch auch moderne Tendenzen der Industrialisierung auf: Die Betonrahmenprofile für Fenster und Türen wurden vorproduziert. Schmidt entwickelte sie zusammen mit einer in Basel ansässigen Betonfirma und bewarb sie später in der Fachzeitschrift ‹ABC, Beiträge zum Bauen›. Das Brüstungsgeländer wurde nicht aufwendig vom Schlosser hergestellt, sondern aus handelsüblichen Sanitärrohren geschweisst und rot angestrichen. Nicht nur in der Baustoffverwendung, auch in der Raumkonzeption klingen Ideen des Neuen Bauens an: Der Grundriss des Hauses ist funktional eingeteilt, die Räume sind zweckmässig angeordnet und systematisiert. Für gleiche Funktionen wurden – den in der Zeitschrift ‹ABC, Beiträge zum Bauen› formulierten Idealen folgend – die gleichen Lösungen angestrebt. Dieses Ziel wurde insbesondere bei der Gestaltung der Schlafzimmer im Dachgeschoss umgesetzt. Wie später im Haus Im Schlipf oder im Haus Schaeffer sind die Schlafräume kojenartig hintereinander an einem mit Einbauschränken versehenen Gang gereiht. Der Baukörper des Hauses besteht aus drei gestaffelten Bauvolumen, deren Grundriss im Erdgeschoss die Hauswirtschaftsräume, das Esszimmer mit Halle und Veranda sowie das Wohnzimmer umfasst. Der Wohnungsteil mit dem Wohnzimmer ist drei-, die anderen Wohnungsteile sind viergeschossig. Alle drei Baukörper haben eigene Satteldächer. Die Formensprache des Hauses ist von Schmidts Aufenthalt in den Niederlanden beeinflusst, wo er sich mit der De-Stijl-Bewegung vertraut machte. Die Fenster mit Fensterläden sind asymmetrisch platziert, die Holzteile dekorativ gestaltet und die Farbgebung programmatisch.
Karl Moser, bei dem Schmidt an der ETH in Zürich studiert hatte, besuchte das Haus, als es sich noch im Bau befand. Er machte Fotos und Skizzen, die er 1925 in einer Vorlesung über Gebäudelehre einsetzte. Peter Meyer bildete das Haus 1927 als Beispiel für gelungene moderne Architektur in seiner Monografie ‹Moderne Schweizer Wohnhäuser› ab. Gegenüber den Wohnhäusern von Ernst May, Le Corbusier oder Walter Gropius habe es den Vorzug, «menschlich bei weitem reifer, und darum zukunftsvoller [zu sein]. Denn es ist nicht die Aufgabe eines Wohnhauses, das laute Manifest irgendwelcher noch so richtiger Ideen zu sein, sondern es soll sich den Bewohnern als möglichst lautloser Lebensrahmen unterordnen.» Auch Paul Artaria würdigte das Haus in seiner Monografie ‹Vom Bauen und Wohnen› (1948) und hob dessen «sehr zweckmässige Lage der Raumgruppen zueinander» hervor. Das Haus befindet sich weitgehend im Originalzustand.
Autorin / Autor: Felix Steininger | Zuletzt aktualisiert am 6.1.2023
Schiess, Robert: Neues Bauen in Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 2005. S. 90–97.
Artaria, Paul: Vom Bauen und Wohnen. Basel 1948.
Heusler, Matthis: 2. Haus Hodel. In: Heimatschutz Basel und Gemeinde Riehen (Hg.): Baukultur entdecken. Neues Bauen in Riehen. Riehen / Basel 2005.
Meyer, Peter: Moderne Architektur und Tradition. Zürich 1927.
Suter, Ursula: Kritischer Werkkatalog. In: Hans Schmidt. 1893–1972. Architekt in Basel, Moskau, Berlin-Ost. Zürich 1993. S. 109–374.