Haus Colnaghi

Wenkenstrasse 81

Das 1927 erbaute Haus Colnaghi ist das erste Wohnhaus mit einem Stahlskelett in der Schweiz.

Als der Kaufmann Theodor Colnaghi das Büro Paul Artaria (1892–1959) und Hans Schmidt (1893–1972) 1927 mit der Planung seines Hauses beauftragte, schuf das Architektenduo ein Pionierhaus der Moderne, an dem sich exemplarisch zeigt, was ein von materiellen Bedingungen ausgehendes Bauen bedeutet. Die Masse der vorgefertigten Bimsbetonplatten bestimmten die Rastergrösse des Stahlskeletts. Diese wirkten sich somit auf die Gestaltung des Skeletts, des Grundrisses und des ganzen Bauvolumens aus. Schmidt liess zwei Quader mit unterschiedlichen Grössen ‹L›-förmig ineinandergreifen. Die Fassade des Gebäudes ist von grossen Fenstern geprägt, die durch das Wegfallen der Mauern als tragendes Element ermöglicht wurden. Die modulare Regelmässigkeit der Stahlskelettstruktur bestimmt die Fensteranordnung. Neben einer maschinenästhetischen Haltung, die sich durch die Anlehnung an industrielle Parameter bemerkbar macht, sind im Hausentwurf spielerisch-abstrakte Kompositionen zu finden, die auf Schmidts Lehrjahre in den Niederlanden und die Beeinflussung durch die Künstlervereinigung De Stijl hinweisen.

In späteren Bauprojekten reduzierte das Architektenduo dieses spielerische Element. Rückblickend befand Schmidt das Haus Colnaghi als ‹zu holländisch›, zu sehr der Vorstellung von sich durchdringenden Kuben verhaftet. Er plädierte dafür, schlichter zu arbeiten. Die Fachpresse würdigte das Haus. Es war unter anderem auf dem Umschlag von Peter Meyers Übersichtsdarstellung ‹Moderne Schweizer Wohnhäuser› (1928) abgebildet.

Unter der Leitung des Architekten Tom Osolin wurde das Wohnhaus zwischen 1991 und 1993 renoviert. Die ursprüngliche Farbigkeit der Holzfenster, Wände, Schränke und der Haustür konnte rekonstruiert und wiederhergestellt werden. Auch Bodenbeläge – neues Linoleum in braungelb und petrolblau – wurden dem Ursprungszustand gemäss verlegt.

Autorin / Autor: Felix Steininger | Zuletzt aktualisiert am 6.1.2023

Fakten

Haus Colnaghi, Haus Wenkenhalde
Wenkenstrasse 81
1927
Theodor (Teodoro) Colnaghi
Unter Denkmalschutz

Jahrbuch Riehen

Literatur

Jahrbuch z’Rieche

Schiess, Robert: Neues Bauen in Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 2005. S. 90–97.

Weitere Literatur

Freivogel, Thomas: Schmidt, Hans. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/027419/2011-08-17/ (03.12.2019).

Giedion, Sigfried: Befreites Wohnen. 85 Bilder erläutert von S. Giedion. Zürich 2019 [EA 1929].

Huber, Dorothee: Neues Bauen. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D11188.php?topdf=1 (03.12.2019).

Meyer, Peter: Moderne Schweizer Wohnhäuser. Zürich 1928.

Nagel, Anne und Klaus Spechtenhauser: Riehen. Kanton Basel-Stadt. Hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Bern 2014. S. 59f.

Osolin, Tom: 6. Haus Colnaghi. In: Heimatschutz Basel und Gemeinde Riehen (Hg.): Baukultur entdecken. Neues Bauen in Riehen. Riehen / Basel 2005.

Suter, Ursula: Kritischer Werkkatalog. In: Hans Schmidt. 1893–1972. Architekt in Basel, Moskau, Berlin-Ost. Zürich 1993. S. 109–374.

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