Die Feierlichkeiten rund um das 400-Jahr-Jubiläum der Zugehörigkeit Riehens zu Basel fanden zwischen dem 22. Juni und dem 3. Juli 1923 statt.
Eigentlich hätte das Jubiläumsfest zum 400-Jahr-Jubiläum der Zugehörigkeit Riehens zu Basel 1922 stattfinden sollen, die Durchführung wurde aber um ein Jahr verschoben, weil für die Vorbereitung des Festspiels zu wenig Zeit einkalkuliert worden war. Schliesslich fanden die Feierlichkeiten vom 22. Juni bis zum 3. Juli 1923 statt.
Der erste Tag der Feier mit Höhenfeuer und Lampion-Umzug der Riehener Kinder war der Jugend gewidmet.
Am darauffolgenden Tag, dem 23. Juni, fand die Uraufführung des Festspiels ‹Wettstein und Riehen› in der Basler Messehalle statt. Den Text hatte Albert Oeri verfasst und die Musik dazu stammte von Hermann Suter.
Ursprünglich sollte das Festspiel als Freilichttheater in Riehen aufgeführt werden, da jedoch die finanziellen Mittel fehlten und kein geeigneter Ort gefunden wurde, entschied sich das Organisationskomitee rund um Gemeindepräsident Otto Wenk dazu, das Spiel in Basel aufzuführen. In den Wochen vor dem Fest fanden etliche Proben in Riehen statt. Das Festspiel wurde nach der Premiere fünf weitere Male aufgeführt, zum letzten Mal am 3. Juli 1923.
Offizieller Festtag war der 24. Juni: Mit Kanonenschüssen wurde das Fest frühmorgens eröffnet. Es folgte die Festpredigt von Karl Brefin. Dann zogen die politischen Behörden Riehens mit diverse Ehrengäste durch die Strassen zum Gemeindehaus, wo nebst dem Gemeindepräsidenten Otto Wenk auch der Basler Regierungspräsident Rudolf Niederhauser und der Bettinger Gemeindepräsident Emil Schlup Ansprachen hielten. Nach einem Bankett im Gemeindehaus fand ein Festzug statt, bei dem Ehrengäste, Zünfte, Mitwirkende des Festspiels in ihren Kostümen und die Riehener Schulkinder zum Festplatz am Erlensträsschen zogen. An die 50’000 Menschen sahen sich den Festumzug an. Das Volksfest wurde abends mit Darbietungen verschiedener Riehener Vereine und Tanz abgeschlossen.
Am 30. Juni fand erneut ein grosses Volksfest in Riehen statt, dessen Unterhaltungsprogramm diesmal Vereine aus der Stadt bestritten. Darauf folgte ein Ball.
Die vorwiegend bürgerlichen Mitglieder des Organisationskomitees versuchten mit der Durchführung des Fests kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und den landesweiten Streikbewegungen an patriotische Gefühle zu appellieren, um so einen Beitrag zur Überwindung der gesellschaftlichen Gräben zu leisten. Der Riehener und der Basler Bevölkerung schien dieses Fest jedoch vor allem als Gelegenheit zu dienen, den Problemen des Alltags für kurze Zeit zu entfliehen.
Im Rahmen der Feierlichkeiten erschien auch die Jubiläumsschrift ‹Geschichte des Dorfes Riehen› aus der Feder des Riehener Pfarrers Ludwig Emil Iselin. Die Medaille zur Jubiläumsfeier schuf der in Riehen wohnhafte Medailleur Hans Frei.
Autorin / Autor: Nils Widmer | Zuletzt aktualisiert am 30.6.2024
Gemeindearchive Riehen, V 1–18
PA 1237a, G 13-4
Hess, Stefan: Wettstein und Riehen – Annäherungen. In: Jahrbuch z’Rieche 2016. S. 110–117, hier S. 115f.
Vögelin, Hans Adolf: Das Riehener Fest 1923. In: Jahrbuch z’Rieche 1971. S. 28–34.
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Basler Stadtbuch, 23.06.1923. In: Basler Chronik. URL: http://www.baslerstadtbuch.ch/chronik/1923/06/23/samstag-nachmittags-fand-eine-fuer-die-schuljugend-von-basel-und-riehen-reservierte-hauptprobe-des.html (30.7.2020).
Basler Stadtbuch, 24.06.1923. In: Basler Chronik. URL: http://www.baslerstadtbuch.ch/chronik/1923/06/24/sonntags-war-der-offizielle-festtag.html (30.7.2020).
Hess, Stefan: Von der Krisenstimmung zum Festrausch. Die «vierhundertjährige Vereinigungsfeier von Riehen und Basel» im Jahre 1923. Lizentiatsarbeit Universität Basel. Typoskript. Basel 1995.
Hess, Stefan: Die ‹Vierhundertjährige Vereinigungsfeier von Riehen und Basel› im Jahre 1923. In: Hess, Stefan (Hg.): Basel und Riehen. Eine gemeinsame Geschichte. Basel 2021. S. 107–122.
Hess, Stefan: Das Ancien Régime als Leitbild. Das Festspiel Wettstein und Riehen von Albert Oeri aus dem Jahr 1923. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 123 (2023), S. 95–124.